Dehon-Haus Oberhausen

 

Das Projekt „MIKI“ - eine Kinderkirche
 

Was macht man eigentlich mit einer Kirche, in der die Gottesdienstbesucher ausbleiben? Leere Bänke, nur noch eine Handvoll Gläubige, die zur Messe gehen, kaum mehr junge Menschen. Viele Kirchen sehen sich mit genau diesem Problem konfrontiert, so auch die Michaelskirche in Oberhausen. Was aber kann man tun, um diesem Trend entgegen zu wirken. Pater Ernst-Otto Sloot SCJ aus dem Herz-Jesu-Kloster in Oberhausen hat sich hierzu Gedanken gemacht und das Projekt „MIKI“ angestoßen. Worum es dabei geht, erzählt er im aktuellen Beitrag.
 

„Es nützt nichts, Gottesdienste einfach nur interessanter zu gestalten“
 

„Die Michaelskirche in Oberhausen wird von immer weniger Menschen genutzt. Seit die Grundschule in der näheren Umgebung geschlossen hat und die Schulgottesdienste damit weggefallen sind, kommen fast nur noch ältere Menschen – aber auch die werden immer weniger. Es kommen kaum noch junge Leute nach“, berichtet der Herz-Jesu-Priester. Aus seiner Erfahrung als Berufsschullehrer ist er überzeugt: „Es nützt nichts, die Gottesdienste einfach nur interessanter zu gestalten. Ich habe gemerkt, dass es nicht am fehlenden religiösen Interesse grundsätzlich mangelt. Aber in der Hl. Messe feiert der Priester am Altar den Tod und die Auferstehung Christi und das ist etwas, das vielen Menschen fremd bleibt.“ Eine Erfahrung, die nicht neu ist. Auch die Jünger hatten mit dem Kreuzestod Jesu ihre Schwierigkeiten. Sie waren auch nicht die ersten Zeugen der Auferstehung, das waren die Frauen, die am Ostersonntag in aller Frühe ans Grab geeilt sind. „Die Jünger brauchten erst die Erfahrung von Pfingsten, damit Kirche entstehen konnte. Wir erleben heute in der Kirche genau dieses Phänomen: Die Leute gehen begeistert mit, wenn man ihnen von Jesus, seinen guten Taten und seinen Gleichnissen erzählt. Sie hören gerne etwas vom Menschenfreund Jesus. Wenn es jedoch um Karfreitag und Ostern geht, können viele nicht mehr mitgehen. Ihnen fehlt der Glaube an Tod und Auferstehung Christi, daher ist ihnen die Eucharistiefeier auch fremd und unverständlich“, erklärt Pater Sloot SCJ.

Christentum nicht nur am Glauben an Tod und Auferstehung messen

„Mir ist aufgefallen, dass es kaum Angebote für jene Personen gibt, deren religiöse Kompetenz bis zum Gründonnerstag reicht. Vor allem haben sie kein Gotteshaus, denn in den Kirchen wird vor allem noch versucht, die Hl. Messe zu feiern, alles andere kommt manchmal einfach zu kurz“, stellt Pater Sloot fest. An Ressourcen für ein ganz neues Projekt fehlt es nicht: Da ist zum einen das Kirchengebäude, direkt daneben gibt es einen Kindergarten mit hoher Akzeptanz der Bevölkerung, weitere Kindergärten in katholischer Trägerschaft in der Umgebung sowie noch eine Grundschule. „Alles Orte, an denen wir noch Kontakt zu den Menschen haben. Unsere künftige Zielgruppe sollen also Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter mit deren Eltern sein. Sie sollen hier eine Möglichkeit bekommen, Glaubenserfahrungen zu machen und sich darüber auszutauschen. Personen, denen sonst kaum einmal wertschätzend gesagt wird: 'Ihr verfügt über religiöse Kompetenz!' Christentum wird oft nur daran gemessen, ob man an die Erlösungstat Jesu glaubt, oder nicht – alles andere wird kaum akzeptiert. Ich finde es jedoch wichtig, da anzuknüpfen, wo die Leute in ihrem Glauben stehen. Wir erleben an Weihnachten, wie die Leute die Kirchen stürmen. Viele können mit der Botschaft der Geburt Jesu und der Botschaft von Weihnachten etwas anfangen. Sie glauben an die Inkarnation und die Menschwerdung Gottes und dass er den Menschen nahe sein möchte. Das lieben die Leute. Auch die Botschaft Jesu, die er in den drei Jahren in Galiläa entfaltet, kommt bei vielen an. Dann jedoch steuern wir sehr schnell Richtung Karfreitag und Ostern und da bleiben die Leute fern“, so Pater Sloot SCJ.


 

Eine Erzähl-Insel innen, die Arche Noah im Garten


 

Er möchte ein Angebot schaffen, in denen Kinder und deren Eltern den Glauben auf eine spielerische Weise kennenlernen können, deshalb hat er mit viel Kreativität und Liebe zum Detail einen Projektentwurf entwickelt, der auch eine ganz andere Kirchenraumgestaltung vorsieht, als man das klassischer Weise kennt. So sollen die Bänke aus der Kirche entfernt werden, der Innenraum soll zu einem Erzählraum werden, der Kindern und Eltern gerecht wird. Eine Landschaft aus Podesten und Figuren soll entstehen. Alles soll helfen, um in die Geschichte Jesu eintauchen zu können. Ein Kreativbereich, der zum Malen, Basteln und Töpfern einlädt, soll genauso Raum finden, wie ein Kletterbereich. Der Orgelraum soll zum kreativen Umgang mit Musik ermuntern, ein Kinderchor könnte hier proben, vielleicht sogar ein Musical entstehen.

Auch der Außenbereich bleibt nicht, wie er jetzt ist. Genesis 1-11 soll bei der Umgestaltung die Grundlage bieten und helfen, ein Spielangebot mit Paradiesgarten, einer Arche Noah und einem großen Kletterturm nach dem Vorbild des Turms in Babel zu entfalten.

„Dieses Projekt läuft seit letztem Jahr. Die Entscheidung für die Umsetzung ist von der Pfarrei als Trägerin schon gefallen. Nun geht es darum, das Konzept noch zu optimieren. Helfen kann uns bei der Umsetzung auch das Bistum Essen, das für das 'Zukunftsbild der Kirche' Finanzressourcen bereitgestellt hat und nach Projekten sucht, die unterstützt werden sollten“, freut sich Pater Sloot SCJ.